Unsere Segeltörns
Faszination griechische Inselwelt Traumhaftes Segeln in der Ägäis 2016
Autor: Andreas Heid
Faszination griechische Inselwelt Traumhaftes Segeln in der Ägäis
In 14 Tagen von Athen über die Kykladen nach Kreta von dort zu den Dodekanes Inseln bis nach Rhodos
Die Idee eines gemeinsamen Segeltörns beseelte die Mitglieder der Marinekameradschaft Oberursel und der Wassersportvereinigung Oberursel schon lange. Einmal einen Oneway Törn, d.h. Ausgangshafen und Zielhafen unterscheiden sich, durch die Inselwelt der Ägäis durchzuführen. Angetrieben die Einzigartigkeit der griechischen Inselwelt von Meer kommend zu erleben und auf diese Weise die Wurzeln unserer europäischen Kultur zu berühren. Hellas steht für die Wiege Europas und großartige Leistungen vor allem auf den Gebieten der Philosophie, Politik, Naturwissenschaften, Geschichtsschreibung, Literatur und natürlich dem Theater.
Zuerst jedoch mussten Unterlagen und Angebote gesichtet werden. Eine Crew war zusammenzustellen und natürlich war die Frage zu beantworten, wer kann uns die Möglichkeit eines solchen Unternehmens als Vercharterer bieten. Eine Menge Arbeit für unseren Initiator Hermann Frey.
Dann war es soweit. Mit Vernicos Yachts war ein Vercharterer gefunden, der uns die Möglichkeit bot und alles passte gut zusammen: Preis, Schiff, Ausgangshafen und seine Erreichbarkeit von Frankfurt aus. So war es uns möglich den Törn von Athen über Kreta nach Rhodos fest zu planen und umzusetzen.
Gleich zwei erfahrene Segler standen uns zur Verfügung mit Hermann Frey von der Marinekameradschaft Oberursel, der den Törn großartig plante als Skipper leitete und durchführte, sowie Andreas Heid als Co-Skipper von der Wassersportvereinigung Hochtaunus. Klaus Mehler als Gruppenleiter Hessen
des Deutschen Marinebundes und selbst ehemaliger Yachteigner, Waldemar Winkler mit langjähriger Erfahrung auf Langstrecken, unter anderem Kap Hoorn, waren weitere Crewmitglieder. Diese Segelcrew fand ihre ideale Ergänzung für die geplante Langfahrt durch einen „Medizinmann“. In unserem Fall die perfekte Besetzung mit Karl Peter Herrmann, ein in Oberursel-Weißkirchen praktizierender Physiotherapeut mit Medizinstudium und welch` Glück auch mit Segellizenz. Seine Künste konnte er sehr hilfreich in dem ein oder anderen Fall im Verlaufe des Törns bestens unter Beweis stellen.
Skipper und Crew übernahmen im Athener Yachthafen Alimos Kalamaki eine 14 m lange Segelyacht vom Typ Bavaria 46 Cruiser mit dem Namen Ödipus. Eine tragische Figur der griechischen Mythologie. Unserem ersten Berührungspunkt mit der griechischen Antike.
Davon ließen wir uns aber nicht beeindrucken, freuten uns, dass wir nun nach einem Flug über Istanbul nach Athen bei strahlenden Sonnenschein, bester Laune und einem angenehmen Meltemi, einem der vorherrschenden Winde in den Sommermonaten, endlich loslegen konnten. Der Wind war natürlich für unsere geplante Route von herausragender Bedeutung. Denn der trockene Meltemi weht von April bis Oktober aus Nordwest bis Nordost. Er ist angenehm, bringt gutes Wetter und in der Regel klare Sicht. Da unsere geplante Route zunächst Richtung Südost bis Süd führte, waren die Voraussetzungen für gutes Segeln hervorragend.
Doch zunächst einmal musste das Schiff für die Reise klargemacht werden. Es war bis zum Auslaufen noch einiges zu tun. Das Schiff musste übernommen werden, Checklisten für Ausrüstung, Bedienung und Sicherheit wurden sorgfältig durchgearbeitet. Dies waren die Aufgaben des Skippers und der Rest der Crew besorgte die Verpflegung und verstaute sie in der Yacht. Erst dann war es soweit. Die erste Strecke wurde von unserem Skipper abgesteckt und die Festmacheleinen eingeholt. Schnell lag der Yachthafen hinter uns und unsere Blicke richteten sich Bug voraus auf unser erstes Ziel. Unterstützt vom Nordwind konnten wir bei bestem Wetter und großartiger Stimmung gute Fahrt in Richtung Kap Sounion machen, dem Kap der Säulen, an der Südspitze Attikas.
Gleich zu Beginn unserer Reise führte dieser erste Stopp uns zurück in die Antike. In einer sehr schönen und ruhigen Bucht sicher vor Anker liegend
bestaunten wir die weithin sichtbare Ruine des Poseidontempels aus dem 5 Jh. vor Christus. Gleich am anderen Morgen statteten wir Poseidon, dem Gott des Meeres aus der griechischen Mythologie, einen Besuch ab. Denn seine Unterstützung wollten wir doch erbitten für unseren 14tägigen Törn.
Hier und auf der weiteren Fahrt konnte uns Andreas Heid durch seine humanistische Bildung und Griechenland-Erfahrung immer wieder gute Hintergrundinformationen geben. So gerüstet machten wir uns auf den Weg nach Süden und steuerten die nördlichen Kykladen von Westen kommend an. Von dort segelten wir weiter hinein in die mittleren und südlichen Kykladen. Die Inseln Kea, Kythnos, Paros, Ios und Santorin mit interessanten Häfen und wunderschönen Ankerbuchten zogen uns in ihren Bann. Überall begegneten uns die Griechen mit Herzlichkeit und großer Gastfreundlichkeit.
Santorin oder in der Landessprache Thira, bot besondere Erlebnisse. Die Insel ist ein sehr beliebtes Postkartenmotiv, stellvertretend für die Kykladen. Doch eigentlich ist sie nicht typisch aufgrund ihres vulkanischen Ursprungs. Die Einzigartigkeit ihres Landschaftsbildes, die farbenfrohen Häuser und Kirchen zusammen mit der teils schroffen und kargen Natur bilden überaus interessante Kontraste. Die Steilheit der Hänge und Ufer im inneren Krater, die engen und unebenen Gassen und Wege der alten Ortskerne lassen noch heute die einstmals mühevolle Arbeit der Bewohner erahnen. Heute sind Landwirtschaft und Fischfang fast gänzlich verdrängt vom Tourismus. Er ist nun die Haupteinnahmequelle der Inseln von Santorin. Die großen Kreuzfahrtschiffe fahren Santorin regelmäßig an. Dies hat natürlich viele positive Auswirkungen, aber auch seine Schattenseiten.
Zu der Zeit als wir an der Anlegestelle unterhalb der Ortes Fira auf Santorin festgemacht hatten, lagen 2 große Kreuzfahrtschiffe vor Anker. Natürlich wollen alle Passagiere an Land gehen und sich die Insel anschauen. Und damit kommen wir zum nächsten Erlebnis. Den Transfer der Passagiere zur Insel und zurück besorgten einheimische Barkassenbetreiber und deren Kapitäne. Gern gesehen waren wir leider an der öffentlichen Anlegestelle nicht. Wir schienen die Kleinunternehmer der Andenkenshops am Kai zu stören, wie sie uns wissen ließen. Das An-und Ablegen der Barkassen verursachte immer Bewegung an der recht langen Anlegestelle. Das ist unangenehm für die eigene Yacht, aber gut vorbereitet kein Problem. Doch plötzlich erzeugte ein Schiff direkt in
unmittelbarer Nähe unserer Yacht einen derartigen Sog und hohe Welle, dass wir plötzlich sehr unsanft gegen die Kaimauer geschlagen wurden. Dann war klar. Hier meinte man es ernst. Wir sollen weg. Keine wirkliche Empfehlung für einen Platz der vom Tourismus lebt. Das Ziel war erreicht und wir legten sofort ab.
Doch es hatte sein Gutes. Denn wir hatten nun das Glück südlich der Insel um das Kap Akrotiri mit dem Leuchtfeuer Faros herum eine sehr schöne Bucht zu auszumachen für unseren Aufenthalt auf Santorin. Die Yacht ging genau an der richtigen Stelle in der Bucht vor Anker. Für dieses gelungene Manöver zeichnete sich einmal mehr unser Anchor-Man Klaus Mehler verantwortlich. Anschließend entschlossen wir uns auf unseren Schrecken von Fira, an Land zu gehen und etwas für unser leibliches Wohl zu tun. Mit dem Fernglas hatten wir von der Yacht aus am Ufer eine kleine Taverne entdeckt. Kurzentschlossen setzten wir mit dem Beiboot an Land über. Und hier wurden wir von einer großartigen und sehr gastfreundlichen Familie in Ihrer kleinen Taverne verwöhnt. Nun lag unser Abenteuer Anlegestelle Fira weit hinter uns. Wir genossen den wunderbaren Abend bei allerbester Stimmung mit Blick auf die Bucht und unsere Yacht.
Dieser Abend war eine sehr schöne Entschädigung für die 15 Tauchgänge unserer „Taucher“ Andreas Heid und Klaus Mehler, die einen kräftigen Müllsack aus dem Propeller schneiden mussten. Müll – ein sehr drückendes Problem – mit dem sich fast jede Hafen-und Stadtverwaltung auseinandersetzen muss.
Am nächsten Tag lichteten wir den Anker, setzten die Segel und nahmen Fahrt auf nach Heraklion auf der Insel Kreta. Tagsüber begeisterte uns das azur bis tiefblaue Meer soweit das Auge reichte. Dann mit Einbruch der Dämmerung wurden wir gefangen genommen von dem Zauber einer sternenklaren Nacht. Was für ein Naturerlebnis! Dieser Törnabschnitt war die längste Teilstrecke und führte uns weit auf die Ägäis hinaus. Perfekter Meltemi sorgte für eine schnelle Fahrt und wehte uns bereits um Mitternacht, schneller als von unserem Skipper vorausberechnet hatte, in den Hafen von Heraklion. Das Einlaufen in einen unbekannten Hafen bei Nacht erforderte noch einmal die volle Aufmerksamkeit der Crew. Aber letztlich gelang es und wir genossen bevor wir müde in die Kojen schlüpften noch ein gemeinsames Bier mit Blick auf die
imposante venezianische Festungsanlage, die über 500 Jahre lang Hafen und Stadt vor Angreifern schützte. In Heraklion selbst standen neben den Hafenformalitäten Spaziergänge in der Altstadt und auch ein Besuch des Palastes von Knossos auf dem Programm.
Dann ging es schon wieder weiter. Entlang der Nordküste von Kreta und weiter zu den Dodekanes Inseln in Richtung Nordost passierten wir noch eine Reihe von Häfen und Inseln, wie den Hafen von Sitia im Osten von Kreta, die Insel Karpathos in der südlichen Ägäis sowie den Inseln Chalki und Symi, die sich bereits in der Nähe von Rhodos, unserem Zielhafen, befinden.
Der Meltemi wehte mal mit 3 Windstärken, aber auf dieser Route in Richtung Rhodos auch schon mal mit 7 Windstärken, so dass wir unter Segel und bei strahlend blauem Himmel auch mal die 8,3 Knoten Fahrt auf der Logge, sozusagen unserem Tachometer, ablesen konnten. In der wunderschön gelegenen, hufeisenförmigen Bucht südlich von Symi mit dem Kloster Panormities konnten wir ausgezeichnet entspannen, bevor wir den hektischen, aber auch sehenswerten Hafen und die Altstadt von Symi besuchten. Das Kloster mit seiner Kirche ist seit alters her ein Wallfahrtsort für Seefahrer. Der Erzengel Michael Panormities ist der Schirmherr der Insel und Beschützer der Seefahrer. Daher die besondere Bedeutung dieses Ortes. Dies erklärte auch, warum hier in dieser schönen Bucht bereits Jahrhunderte zuvor kleine und große Segelschiffe regelmäßig vor Anker gingen.
Nach dem ruhigen und beschaulichen Chalki und der malerischen Bucht mit dem Kloster erwartete uns im Stadthafen von Symi sehr viel Hektik und Betriebsamkeit. Vor allem durch das in Griechenland übliche vor Buganker gehen und mit dem Heck an die Kaimauer anlegen, ist das ein oder andere mitunter lautstarke Durcheinander zwischen den Skippern bei auffrischendem Wind vorprogrammiert. So wurde uns der Anker durch eine Segelyacht bei deren Anlegemanöver aus dem Grund gerissen. Doch alles ging gut, da unser Skipper die Sache ganz schnell im Griff hatte und wir uns an einen anderen ruhigeren Platz verlegen konnten. Symi Stadt und Hafen werden vom Tourismus in der Urlaubssaison beherrscht. Entsprechend laut ging es bis weit in die Nacht zu.
So waren wir dann doch froh am anderen Morgen den Hafen zu verlassen und uns auf unsere letzte Etappe nach Rhodos zu begeben. Unter idealen
Windbedingungen trafen wir zu keinem Zeitpunkt auf Flüchtlingsboote. Im Vorfeld des Törns hatten interessierte Segler dies befürchtet. So nahe am Grenzgebiet zwischen der Türkei und der EU Außengrenze mit Griechenland war die Entspannung durch die seit dem Frühjahr getroffenen Entscheidungen und Maßnahmen offensichtlich. Hafenkontrollen, Patrouillen des Küstenschutzes, die militärische Präsenz und vieles mehr an getroffenen organisatorischen Anpassungen waren spürbar ohne für uns sichtbar aufzufallen. Darüber hatte unser Skipper den Törn bestens recherchiert und sehr verantwortungsbewusst vorbereitet.
Rhodos mit seiner Altstadt als UNESCO Weltkulturerbe ist wie auch Symi eine Touristenhochburg und für die Ruhe und Stille suchenden Segler sicher nicht der ideale Zielhafen. Dennoch gerade im Wechsel von Ruhe und Beschaulichkeit, malerischen Häfen, einsamer Ankerbuchten mit der quirligen Betriebsamkeit touristisch geprägter schöner Orte liegt der besondere Reiz und das Erlebnis eines Segeltörns in der Ägäis.
Mit der Einfahrt in den Hafen Mandraki von Rhodos begrüßen uns heute die Wappentiere der Insel mit Namen Elafos und Elafina, einem Hirschpaar. Dort, wo einst das siebente Weltwunder der Koloß von Rhodos den Hafen beschützte und den Schiffen die Einfahrt von weither zeigte. Im Hafen musste die gesamte Crew noch einmal ihr ganzes Können aufbieten. Pünktlich zum Abschluss frischte der Wind noch einmal kräftig auf und so war es eine echte Herausforderung die Yacht vor den Augen des Vercharterers sicher vor Buganker zu legen und am Kai vertäuen. Doch die geübte Crew meisterte diese Aufgabe mit Bravour.
Nun erwartete uns nach vielen großartigen Erlebnissen, wunderbaren Momenten auf See, der herzlichen Segelgemeinschaft an Bord und den vielen Sehenswürdigkeiten noch ein schöner gemeinsamer Abend in der atemberaubenden Altstadt von Rhodos. Hier ist die über die Jahrhunderte gelebte Berührung der Kulturen und ihrem Erbe unmittelbar noch fühl und erlebbar. Nicht zuletzt deshalb ist die Altstadt auch im Jahr 1988 zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt worden.
In diesem Ambiente genossen wir mit Wehmut unseren stimmungsvollen Abschiedsabend, ehe wir am nächsten Morgen den Rückflug antraten. Dieser Törn wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. In besonderer Erinnerung wird
uns bleiben die erfahrene griechische Herzlichkeit und Gastfreundschaft, die vielen Naturerlebnisse und die Berührung mit der Geburtsstätte unserer europäischen Kultur, das Segeln und die hervorragende Segelgemeinschaft. Kurzum ein voller Erfolg.
Die Wassersportvereinigung Hochtaunus Oberursel bietet gemeinsam mit der Marinekameradschaft Oberursel allen interessierten Wassersportlern regelmäßig Ausbildung zu den Bootsführerscheinen und für Segeltörns zur Verfügung.
Nächste wichtige Termine sind:
Montag den 29.08. um 20 Uhr Griechischer Abend mit Vortrag „Faszination griechische Inselwelt – Traumhaftes Segeln in der Ägäis“ Veranstaltung der Marinekameradschaft Oberursel mit der Wassersportvereinigung Hochtaunus Oberursel e.V.
Donnerstag den 01.09. um 19 Uhr Vortrag „Informationsabend“ Interessante Informationen zur Führerschein Ausbildung, Programm 2. Hj. und Törns im Frühjahr 2017 Veranstaltung der Wassersportvereinigung Hochtaunus Oberursel
Beide Veranstaltungen finden im Haus „Passat“ der Marinekameradschaft Oberursel in der Geschwister-Scholl-Str. 19 in Oberursel-Bommersheim statt.
Informationen hierzu finden Sie auf der Homepage der beiden Vereine.
Ansprechpartner Marinekameradschaft Oberursel e.V.
Hermann Frey 0170 9649707
www.marinekameradschaft-oberursel.de hermann_frey@t-online.de
Wassersportvereinigung Hochtaunus Oberursel e.V.
Andreas Heid 0177 3015854 www.wsv-hochtaunus.de heid.wsv@gmail.com
September 2013 Mit der Nordwind nach Helgoland
Von Wilhelmshaven nach Helgoland
30.8. bis 1.9.2013
Dieses Mal sollte es möglich sein, vor einem Jahr war Rasmus noch strikt dagegen. Am Kai im Museumshafen, gut beschützt von einem aufliegenden U-Boot und dem Lenkwaffen Zerstörer Mölders erwartete uns das gastliche Schiff, hervorragend geführt von der ehrenamtlichen, fünfköpfigen Crew. Das Segelschulboot „Nordwind“, ehemals als Kriegsfischkutter im Jahre 1945 auf Kiel gelegt, zeigte sich in bestem Zustand, zuletzt Anfang der 2000er Jahre Werft überholt und modernisiert. Die als Bermudaketsch geriggte „Nordwind“ mit 26,89 Länge über alles verdrängt 110 Tonnen und bietet zehn zahlenden Gästen kuschelige Unterkunft.
Kaum waren Personen und Gepäck an Bord wurden die Leinen gelöst, und wir strebten der riesigen Schleuse entgegen. Zwei über dem Becken kreisende Hubschrauber machten eindrücklich auf das bevorstehende Einlaufen einer Fregatte aufmerksam, die mit zünftiger Blasmusik und von zahlreichen Angehörigen begrüßt wurde. Ein Stück davon deuteten wir als unsere Auslaufzeremonie. Zügig setzten wir nach dem Kommando „alle Mann an Deck“, Besan, Klüver und Fock und lagen rasch auf Kurs Richtung Wangerooge, vorbei am neuen Containerhafen mit Kraftwerk und Ölterminal. Noch recht gemütlich nahm uns die lange Dünung in ihre Arme, das Großsegel wollten wir erst draußen setzen, aber der Wind ging schon stetig gegen sechs Bft., schließlich beließen wir es beim stützenden Besan, um genau gegen an mit heftig stampfendem Bug, Generalkurs Nord verfolgend, die Felseninsel anzusteuern. Die Zeit zum Eingewöhnen fiel sehr unterschiedlich aus, manche ließen die „Außenbordkameraden“ nicht leer ausgehen. Der rote Felsen schälte sich kaum aus der diesigen Sicht, da erspähten wir am Horizont ein hohes Segelrigg, die „Alexander von Humboldt II.“ kam von Westen auf, sie wollte auch nach Helgoland. Unserer Crew mussten wir hohen Respekt zollen, die Auslauf- und Einlaufbegrüßungen waren genau getimt. Auch lag an der Mole der größte Seenotkreuzer der DGzRS, die „Hermann Marwede“, weiß mit rotem Schriftzug „SAR“. Am Kai des Innenhafens kam unser Boot endlich zur Ruhe.
Der sehnsüchtig erwartete Ruf „Backen und Banken“ rief alle zusammen, wir ließen es uns so richtig gut gehen. Einige erkundeten noch die Insel, beobachteten das Anlegemanöver des nahe liegenden Großseglers, und wir alle staunten über den chaotischen Sonnenuntergang mit ganz unterschiedlichen Wolkenbildungen, dazu unwahrscheinliche Himmelsfärbungen im sinkenden Licht, ob das wohl Gutes zu bedeuten habe? Neugierig umlagerten wir den Bildschirm mit dem neuesten Seewetterbericht, der von Stunde zu Stunde ein wenig drohender klang: Sturmtief nördlich Skagerak, Windfeld deutsche Bucht am Samstag sechs, in Böen bis sieben Bft., am Sonntag oft bis Windstärke acht bei drei Meter Wellenhöhe. Eigentlich wollten wir erst am Sonntag zurück, aber bei diesen Aussichten warfen wir lieber einen Tag früher die Leinen los und strebten nach Hause. Kaum lag die schützende Mole hinter uns, zeigte die Nordsee ihre strenge Seite, mächtige Wellenberge erwarteten uns jenseits des flachen Schelflandes rund um die Insel. Die Fahnen knatterten bretthart im steifen Wind.
Der Bootsmann hatte das Betreten des Decks untersagt, nicht allein der Nässe wegen, auch um ein Überbordgehen auszuschließen. Alles bewegliche Gut wurde fest gesetzt, trotzdem polterten die Stühle später durch den Salon, der Kartentisch räumte sich von selbst auf, die Kombüse gab ungewöhnliche Töne von sich, Trinkbares legte man besser nicht aus der Hand. Wir staunten mit großen Augen und manchen bangen Gedanken über die unglaublichen Schräglagen des Bootes, grüne Seen leckten übers Schanzkleid, das Klinometer maß bis 35 Grad Neigungswinkel, die Masten vollführten einen irrwitzigen Tanz. Zwei saßen, gut festgeklemmt, auf dem erhöhten Poopdeck, dem Steuerhaus direkt angefügt. Nach offensichtlichem Augenschein war die Schiffsführung nicht im Mindesten beunruhigt, gut dachten wir, das halten wir genau so.
Zwei starke Boote begegneten uns im Verkehrstrennungsgebiet, rot gemalt, an der Seite die Aufschrift „Pilot“, mit hoher Fahrt strebten sie nach draußen, in manche Gischtwolke gehüllt. Sonor hämmernd untermalten die schweren Schiffsdiesel die rauschenden Wogen, hell sirrte der Wind in unserer Takelage. Einer turnte immer mal wieder unter Deck, um nach den nicht so seefesten Kameraden zu schauen, unsere einzige Frau an Bord saß später ganz entspannt, Plätzchen knabbernd, auf der Koje, so schnell können Seebeine wachsen. Und doch atmeten wir alle auf, als uns die geschützten Gewässer östlich von Wangerooge empfingen, die wärmende Sonne hieß uns willkommen, aus weiter Ferne grüßte das berühmte Seezeichen „Roter Sand“. Die hohe hölzerne Bake nahe der Badeinsel überragte mahnend die weiß schäumende Brandung.
Mit Sondererlaubnis machten wir fest im Marinehafen am langen Ponton der Scharnhorst Brücke, uns bewachten sechs stolze Fregatten! Froh und glücklich nach bestandenem Abenteuer widmeten wir uns ausgiebig dem Bordleben, die Gläser klangen zur Melodie des Schifferklaviers, raue Kehlen schmetterten die altbekannten Seefahrtlieder. Rundum schimmerten die Lichter der grauen Riesen, traulich blinkten grün und rot die Ansteuerungsfeuer an den Molen.
Und düster und wenig einladend mit kühler Brise unter grauem Himmel lag der Sonntagmorgen über uns, die Abschiedsstimmung ließ sich nicht mehr verleugnen. Wir bewältigten noch die riesige Seeschleuse, mit 390 m Länge die zweitgrößte der Welt, und schon empfing uns der heimatliche Kai im Marinemuseum. Mit herzlichem Dankeschön an die sorgsame Crew und vielen guten Wünsche für eine fröhliche Wiederkehr gingen wir auseinander.
Bernd Grupe
Lorsbach, am 12. September 2013
2013 Kuba
Reisebericht unseres Segelkamaden Bernd Grupe
Kubatörn
März/April 2013
Die Tradition lebt, unser bewährter Skipper Hermann rief zur Fahrt in weite Ferne und rasch war die achtköpfige Crew vereint, die kubanischen Gewässer sollten es diesmal sein. Professionelle Planung war Ehrensache, früh buchten wir das Boot und die Flüge und erreichten richtig Havanna, wo uns, unweit der russischen Botschaft, ein Hotel nach westlichem Standard empfing, die Lobby lockte zur Begrüßungsrunde. In zwei gemieteten Oldtimertaxis erkundeten wir unter kundiger Führung einer dunklen Havanna-Schönheit in zwei Tagen die Hauptstadt und die westliche Insel, berühmt für ihre Naturschönheiten und den Tabakanbau. Gewiß durften der Rum und die Zigarren nicht fehlen beim köstlichen Mahl unterwegs auf der Terrasse unter riesigen Bananenstauden. Keiner konnte sich der vielfältigen Eindrücke der karibischen Welt erwehren, dem unwiderstehlichen Rhythmus der karibischen Klänge erlag mancher beim Tänzchen im Restaurant, schließlich hatte man zu Hause ja Salsa geübt. Havanna in seinen sehr widersprüchlichen Erscheinungen hinterließ doch schöne Erinnerungen, insbesondere die pittoreske Altstadt und die mächtige Zitadelle gegenüber hat uns alle sehr beeindruckt.
Der Transfer an die Südküste nach Cienfuegos, unserer Basis in der Marina Merlin, brachte uns zu unserem Katamaran, einer Catana 43 Fuß. Einchecken, aufklaren, Vorräte bunkern, alles lief wie am Schnürchen, die Crew ist von früher bestens eingespielt. Nachts sang schon der Wind im Rigg, morgens im weiten Rund der Bucht blitzten Schaumkronen, warm begrüßte uns die südliche Sonne. Und endlich kam das Kommando „Leinen los“, wir peilten sorgsam den gewundenen Kurs durch den Kanal, beherrscht von einer spanischen, mittelalterlichen Festung, und dann empfing uns, ultramarin und weiß gestreift, das karibische Meer. Die Brandungsfontänen an der Felsküste backbord voraus signalisierten, wer hier die Herrschaft hat, die langen Karibikroller versetzten unser Boot mächtig in Bewegung, segeln war leider nicht möglich, der Südwind mit oft über sechs Bft. kam, wen wundert es, genau von vorne, aber die meisten genossen das Schauspiel bis spät in die Nacht, ehe wir den Leuchtturm der Cayos de Dios erreichten, um geschützt hinter den Inseln Anker zu werfen. Das weitläufige militärische Sperrgebiet der unseligen Schweinebucht weit an Steuerbord haben wir strikt gemieden.
Überraschung am frühen Morgen: der Wind hatte gedreht, höchste Zeit, Anker auf zu gehen und uns einen ruhigeren Platz zu suchen, wieder in Lee einer baumlosen Insel, es war noch kein Sandstand zu entdecken, aber den wollten wir suchen. Wir gönnten uns einen Liegetag zum Ausruhen und Eingewöhnen, auch für die Betroffenen der unermüdlichen Dünung, und legten dann den neuen Kurs West Richtung Cayo Largo. Und nun kam Südsee-Feeling auf: Nur unter Genua machten wir rauschende Fahrt, die schräg von achtern heran laufenden hohen Wellen mit brechenden Kämmen verlangten vom Rudergänger höchste Aufmerksamkeit, Gischt fegte übers Deck, gut eingepackt trotzten wir dem kühlen Wind und der sengenden Sonne. „Land voraus“ tönte der Ausguck, am Horizont zeigten sich Palmen, den Tonnenstrich und die Wassertiefe mussten wir jetzt genau im Auge behalten, die Einfahrt durch die Korallenriffe in die geschützte Lagune forderte den bewährten Nautiker, Hermann machte das souverän. Klirrend rauschte der Anker aus, grub sich in den sandigen Grund, und vor uns lag der grellweiße Strand, dahinter die grüne Insel mit üppiger Vegetation, Begeisterung machte sich breit, die Schaukelei hatte ein Ende. Das war ein Festessen wert mit allem was die Kombüse hergab, unsere bewährten Köche übertrafen sich selbst. Muß man erwähnen, dass der fast kitschige Sonnenuntergang mit glühenden Wölkchen über der gleißenden Wasserfläche alle verzauberte? Die letzten Gläser leerten sich mit der einbrechenden Dunkelheit, oft war um 22 Uhr Ruhe im Boot.
Cayo Largo bot eine der wenigen Marinas, die beste Gelegenheit, Nahrungsmittel zu bunkern und auch um Landstrom beziehen, aber die Technik streikte, unsere Vorräte mussten mit Bordstrom auskommen, der nur unter Motor reichlich zur Verfügung stand. Aber das konnte uns nicht verdrießen, wir genossen die eiskalten Biere und Longdrinks im nahen Restaurant, das uns auch mit großen Lobster Portionen verwöhnte. Die Insel beherbergte vor allem Touristen, eher nicht unsere Welt, aber auch wir aalten uns im samtweichen Sand und badeten ausgiebig. Zu erkunden gab es nicht so viel, dafür donnerten die alten Fluggeräte öfters in der Nähe vorbei.
So zog es uns nach wenigen Tagen wieder hinaus auf die offene See, diesmal zeigte sie sich friedlich, zu wenig Wind zum Segeln, aber der Motor wollte auch beschäftigt sein, nicht nur zum Betreiben der Kühlschränke. Wohlige Bordroutine hatte alle erfasst, manche lasen Bücher, andere studierten die Kubaführer, einer wusch seine Hemden, andere werkelten in der Kombüse, einige schliefen, auf dem Vorschiffsnetz konnte man sich einen Sonnenbrand einhandeln. Seidig strich der Wind übers Boot, eintönig brummte die Maschine, ab und zu die Frage, wer will ein Glas Pina Colada oder vielleicht Caipirinha oder eher ein Bier oder Wasser? Kaum frischte es auf meinte der Skipper, wir seien zum Segeln unterwegs, und schon kamen die Kommandos, jeder wußte, wo er anzupacken hatte, bald standen Groß und Genua wie gewünscht. Gedanken an die Rückfahrt ließen sich nicht mehr verdrängen, unser bekanntes Seezeichen der Cayos de Dios tauchte am Horizont auf, noch ein, zwei Liegetage verkrochen wir uns im Schutze der Inseln, zwei fuhren mit dem Schlauchboot an Land, außer scharfkantiger Felsküste war nichts zu berichten. Später brauste der Wind mit über acht Bft. über uns hinweg, die Brandung bot ein vielfältiges Schauspiel der hohen Fontänen, einer Wasserorgel nicht unähnlich, wir lagen über Nacht wohlbehalten in Lee.
Heimatkurs Nord war angesagt, Nachtfahrt wurde beschlossen, die Wachmannschaften im Zweistundentörn kannten ihre Zeiten, wir setzten die Segel, wenngleich der Wind einzuschlafen drohte in den Nachtstunden, aber die Freiwache konnte ihren verdienten Schlaf finden. Ein kleiner Vogel verirrte sich auf Deck, wir fanden ein schützendes Plätzchen, leider überlebte er die Nacht nicht. Später überflog der bedrohlich große Schatten eines Raubvogels unser Rigg, wir passten aber nicht in sein Beuteschema. Voraus, noch unter der Kimm blitzte in stetem Rhythmus das Ansteuerungsfeuer von Cienfuegos. Unsere Fahrt beschirmte der unendlich hoch gewölbte Sternenhimmel mit der leuchtenden Milchstraße, die Nachtstunden verflogen rasch. Und morgens herrschte fast gespenstische Stille, bleierne Schwüle empfing uns im Kanal, die weite Bucht kräuselte kein Lufthauch, der Himmel zeigte sich als diffuses Brennglas. Ohne Aufenthalt fanden wir zurück in unsere Basis. Gut vertäut beobachteten wir das Wettergeschehen, eine fast schwarze Wolkenwand kam von Westen auf, die Marinamannschaft beeilte sich, weitere Leinen auszubringen, und bald zuckten die ersten Blitze, gefolgt vom dumpf rollenden Donner. Glücklich schätzten wir uns, sicher im Hafen zu liegen, als die Gewitterfront mit Böen über zehn Bft. und schwer strömendem Regen stundenlang über uns hinweg zog, die Festmacher waren verdoppelt und alle Luken dicht. Die karibischen Wettergötter waren uns während der zweiwöchigen Fahrt aber insgesamt gnädig gesinnt.
Anderntags war der Spuk vorbei, wir packten, gaben das Boot zurück, und zügig brachte uns der Bus zurück nach Havanna in unser Hotel. Wehmut mischte sich in die Rückkehr, wir verbrachten noch spannende Stunden in der Stadt, ehe uns der Flieger sehr früh am Morgen über Panama und Amsterdam zurück nach Frankfurt brachte. Uns alle werden die Bilder der karibischen Welt noch lange begleiten. Tröstlich bleibt unsere Hoffnung auf neue Abenteuer in weiter Ferne auf hoher See.
Bernd Grupe
Lorsbach am 28. Juni 2013
2012
Rund Korsika und Elba in 5 Tagen
Korsika und Elba-Umrundung vom
15. 9. bis 22.9.2012 oder
Die Kojenschoner
Unser Skipper Hermann Frey meinte, wir sollten uns auf einiges gefasst machen, so richtig ernst nahmen wir das nicht, hinterher waren wir umso überzeugter. Kuschelig untergebracht auf einer Bavaria 49 erholten sich neun begeisterte Segler von der langen Anfahrt, ehe uns mit dem ersten Tageslicht die weite Bucht von Scarlino, südlich von Piombino, empfing. Der Mittelmeer übliche Morgenwind erlaubte sofortiges Segelsetzen, unser Kurs Cap Corse führte nördlich an Elba vorbei, wir staunten über den regen Fährverkehr. Lange grüßten uns achteraus die weißen Berghänge der Marmorbrüche von Carrara. Die Bordroutine breitete sich rasch aus, unsere Crew ist von manchen Fahrten her gut eingespielt. Bestens verpflegt und instruiert für die erste Nachfahrt (das Cockpit wird nur mit angelegter Schwimmweste betreten, haltet nach Lichtern Ausschau!) bewunderten wir den Sonnenuntergang über den korsischen Bergen. Neuer Kurs Südsüdwest, das Blitzfeuer von Cap Corse achteraus begleitete uns treulich durch die samtige Dunkelheit. Die Nachtwachen im zwei Stunden Törn belohnte ein grandioser Sternenhimmel mit der leuchtenden Milchstraße, wir hatten Neumond.
Weit voraus wies uns später das stärkste Blitzfeuer der Westküste bei Calvi den Weg, der Autopilot entlastete die Wachmannschaft, die sorgsam auf den Schiffsverkehr achtete. Und wie ein Geschenk nach dieser Nacht lag am frühen Morgen die Festung von Calvi querab, den Sonnenaufgang konnten wir dank der Bergspitzen zweimal genießen. Leider nur einige Stunden verweilten wir am Gastliegeplatz direkt neben dem Kastell, wenige Schritte vor der sehenswerten Altstadt. Ehe unser Boot den Bug seewärts wendete, bunkerten wir noch frische Vorräte und erkundeten die engen Gassen. Sanft glitten wir unter Segel und Motor im gleißenden Licht übers ruhige Meer, die vielfältige Gebirgslandschaft Korsikas zog an Backbord vorbei, ehe uns die romantische Bucht von Girolata ein sicheres Nachtquartier bot. Und wiederum mit dem ersten Tageslicht hieß es: „Leinen los“, wir hatten keine Zeit zu verlieren, die Kojen wurden sehr geschont, und wir ließen keinen Sonnenaufgang aus!
Der Skipper hatte noch hier und da leichte Zweifel geäußert, aber wir erreichten im Zeitplan unser Tagesziel Ajaccio. Vor unserem Logenplatz am Eingang zur Marina breitete sich das Stadtpanorama aus, die großen Fährschiffe grüßten von nebenan, willkommen auch die nahen Einkaufs- und Einkehrgelegenheiten. Und dann, man ahnt es bereits, der Morgen ergraute kaum spürbar, lagen wir schon wieder auf Kurs Richtung Bonifacio. Dieser weltberühmte, fjordartige Naturhafen hat uns alle sehr beeindruckt, der Touristenrummel eher weniger. Das Bergfest, unseren Wendepunkt, feierten wir ausgiebig an festlicher Tafel, nicht ohne vorher die Altstadt und die Steilküste mit berauschenden Panoramaaussichten gewürdigt zu haben. - Als Vorahnung heulte in der Nacht ein scharfer Wind mit schweren Sturmböen durch die enge Bucht, die Festmacher stöhnten und knarrten, mit einiger Sorge dachten wir an das morgendliche Ablege Manöver, doch zur gewohnten Zeit im ersten zaghaften Licht ging kein Luftzug. Selbst Hermann staunte, das Barometer war stark gestiegen. Dafür begrüßte uns draußen eine chaotische See, die lange Dünung, zurückgeworfen vom felsigen Ufer, ließ unser Boot heftig schlingern und stampfen, gute Gelegenheit zum Eingewöhnen. Sicher an den berüchtigten Untiefen vorbei legten wir Kurs 30 Grad, der südwestliche Wind trug uns stetig voran, wir waren guten Mutes.
Eine Böenwalze voraus verhieß nichts Gutes, und richtig, der Wind sprang auf Nord und nahm stetig zu, nach der alten Seglerweisheit, der Wind kommt immer von dort, wo man hin will. Und nun zeigte uns Rasmus, wer hier Herr im Haus ist: unter gedrosselter Maschine stampfte unser Boot bis in die Morgenstunden gegen drei Meter Wellen und sechs bis sieben Windstärken mühsam mit kaum drei Knoten über Grund gen Norden, selbst die Strömung war gegen uns. Trotz geringer Fahrt knallte immer wieder der Rumpf schwer in die See, an Schlaf war kaum zu denken. Gischt fegte übers Deck, Brillenträger als Rudergänger hatten keinen dauerhaften Durchblick. An Backbord grüßten uns über Stunden kaum verändert die wenigen Lichter von Monte Christo.
Nur schwere Seglerjacken, Pudelmützen und natürlich die Rettungswesten bewahrten uns vor dauerhafter Auskühlung, kaum verwunderlich, dass wir die Sonne sehnsüchtig erwarteten. Und der goldene Sonnenaufgang, lange angekündigt vom schimmernden Morgenrot über dem Italienischen Bergland, ließ dann die Mühen der Nacht rasch verblassen. Bald waren alle wieder aufgewärmt, das opulente Frühstück mit heißen Getränken, wie immer sorgsam zubereitet von unserer allseits geschätzten Bordfrau, verscheuchte die letzten grüblerischen Gedanken der langen dunklen Stunden.
Zufrieden und auch ein wenig stolz begrüßten wir unsere Basis Scarlino. Jetzt hatten wir viel Zeit, erst einmal tanken, dann festmachen am heimatlichen Anleger, das Boot aufklaren und packen, ausgiebig duschen, die neue Marina erkunden, der ganze lange Tag sah uns futtern und schlafen und erzählen und Witze reißen, lachen und Gläser klingen begleiteten uns bis in den späten Abend. Der Abschied fiel allen schwer, trotz oder wegen des Leistungstörns, wie Hermann betonte, wir waren in nur fünf Tagen und Nächten 370 Seemeilen unterwegs. Danke an unseren Skipper und allen, die zum Erfolg beigetragen haben.
Bernd Grupe
Lorsbach, am 5. Oktober 2012
Ein besonderes Herzensanliegen war die Bitte unseres Kameraden Albert Jung an der Untergangsstelle seines früheren Schiffes TA29 einen Kranz dem Meer zu übergeben.
Albert Jung, der spätere Bürgermeister von Weißkirchen und ab 1972 Erster Stadtrat von Oberursel, war seinerzeit beim Funkbeobachtungsdienst und verlor beim Untergang von TA29 am 18. März 1945 mehr als 100 Kameraden.
Für uns eine Ehrenaufgabe seiner Bitte folgend und auf der Position 43° 21’N und 009° 28,3’E, nördlich von Cap Corse, beigedreht liegend, mit einigen Gedenkworten dem Meer einen Kranz zu übergeben.
Die Crew an Backbordseite versammelt um mit einigen Worten den Kameraden zu gedenken.
2011
Großer Segeltörn auf die andere Seite des Äquators nach Tonga Vavu'a
2010
Die MKO in türkischen Gewässern
2009
Die Marinekameradschaft Oberursel auf Winnetous
Spuren
2007 war die Segelcrew der Marinekameradschaft Oberursel auf dem Weg nach Ithaka um versunkene Schätze des Odysseus zu suchen, 2008 in der Karibik, auf der Jagd nach den Schätzen der Piraten. 2009 ging es nun auf die Suche nach dem Schatz im Silbersee. Die Stammcrew, alle sonders erfahrene See-Segler, von der MKO Waldemar Winkler, Gerd Hainer. Vom Shanty Chor Oberursel Jürgen Klimm und Bernd Grupe und dem Skipper Hermann Frey ging es per Wohnmobil nach Zadar in Kroatien. Nach der Übernahme der Yacht war das anvisierte Ziel die Krka-Wasserfälle, die einst die Kulisse für Winnetou-Filme bildeten.
Bei idealen Wetterbedingungen wurde die Küste Mittel-Dalmatiens erkundet und die einmalige Kulisse der Wasserfälle von Krka genossen. Ein ebenfalls einmaliges Naturerlebnis bildeten auf der weiteren Reise die einsamen Buchten der Kornaten mit ihrer wilden Schönheit.
Ein Schatz wurde natürlich wieder nicht gefunden, aber einmalige Eindrücke von Land und Leuten waren eine perfekte Bereicherung. Es gibt ja noch weitere Ziele für die Schatzsuche. Neue Pläne für 2010 sind in Arbeit.
2008
Marinekameradschaft Oberursel Skagerrak e.V. auf den Spuren der
Karibik-Piraten
Nach 2006 unter Segeln um Kap Hoorn, 2007 schon etwas mehr zu warmen Gefilden im Ionischen Meer, ging der 14tägige Segeltörn der Marinekameradschaft Oberursel Skagerrak e.V. 2008 in die wirklich warmen Gebiete der Karibik. Schon nach dem Segeltörn in Griechenland wurde der Entschluss gefasst und kurz danach als Plan umgesetzt. Nachdem im Herbst letzten Jahres in Vorgesprächen die Crew zusammengestellt wurde, das Schiff gechartert und alle Einzelheiten abgesprochen waren, wurde mit einer recht Internationalen Crew von Martinique aus gestartet. Auf einem Katamaran (Lagoon) wurden von Nord nach Süd in einer Nacht- und Tagfahrt die gesamten kleinen Antillen bis Grenada passiert. Durch klare Rollenverteilung der Besatzung wurde der ganze Törn ein einmaliges Erlebnis. Die Besatzung war ein Spiegelbild des maritimen Vereinslebens im Hochtaunus, die Marinekameradschaft Oberursel vertreten durch Vorstandsmitglieder Jörg Lüders (Boatswain), Erwin Karg (Supercargo) und Waldemar Winkler (Engineer), Shanty Chor Oberursel und Mitglied der MKO Lothar Gottschalk (Entertainment), Mitglied des Hongkong Yachtclubs und Shanty Chor Oberursel Jürgen Klimm (Cheforganisator), Wassersportvereinigung Hochtaunus Oberursel Hermann Frey (Skipper), Bad Homburger Yachtclub Charlie Zinke (Co-Skipper) und natürlich unser amerikanischer Yachtsegler Robert Kipp ( Radio Operator). Mit diesem geballten Potential an Marinekompetenz war der reibungslose Ablauf eines solchen Unternehmens gewährleistet und man konnte nach dem ersten großen Schlag nach Süden, Stück für Stück die Perlen der Windwart Islands anlaufen. So exotische Namen wie St. George auf Grenada – Petit St. Vincent –Carriacou – Union Island – Palm Island – Tobago Cays – Mustique – St. Vincent und St.Lucia wurden angesteuert. Das ganze gewürzt mit Excursionen an Land, wobei auch enge Kontakte mit der Bevölkerung geknüpft wurden – führte bei Lothar Gottschalk beinahe zu einer Neugründung einer Musikband (Steeldrum und Schifferklavier). Auch das man in einer kleinen Ankerbucht, der Wallilabou Bay, direkt in den alten Kulissen für den Film „Der Fluch der Karibik“ lag verstärkt nur noch das Karibikgefühl. Die ganze Breite des Angebotes wurde genutzt, so auch Besuche in den Herstellungsstätten des Rum’s, in seinen Ursprungsländern.
Hermann Frey
Die Crew mit
Yacht auf
Tobago Cays
Foto: Privat
2007
Die Marinekameradschaft Oberursel im Reich des Odysseus
Nach der Kap-Hoorn-Umrundung im vergangenen Jahr entwickelte sich in der Marinekameradschaft Oberursel eine große Begeisterung für das Seesegeln, nur sollte das Ziel etwas klimatisch milder sein. Man
hatte sich schnell entschieden zum vermutlichen Heimatland des Urahnen aller Seefahrer Odysseus zu reisen, Ithaka im Ionischen Meer.
Eine Crew aus dem Kreis der Marinekameradschaft zusammen zu stellen war ein geringes Problem, da genügend Fachkompetenz von Seeleuten aus der Handelsschiffahrt und Marine, sowie Seglern vorhanden.
Voran der erste und zweite Vorsitzende Andreas Malz und Karl Eichhorn, die Beisitzer und „Kap Hoorniers" Jörg Lüders und Waldemar Winkler. Für das Entertainment heuerten zwei Mitglieder des
Shanty-Chores Oberursel an, Werner Seitz und Lothar Gottschalk, nebst Klavier - bei dem geringen Raumvolumen einer Segelyacht in Form eines Schifferklavieres.
Der gute Stern an Bord, der auch auf keinem Kreuzfahrtschiff fehlen darf, unsere Stewardess Christel Malz, die Gattin des ersten Vorsitzenden, welche sich allerdings als hervorragende Rudergängerin
herausstellte. Als Skipper fungierte der Ehrenvorsitzende Hermann Frey.
Nach kurzem Flug empfing uns Korfu mit einem Traumwetter. Auf unserem Boot, einer Slup (Bavaria 46) wurde alles gestaut und mit phantastischem Segelwind ging es gegen Süden nach Paxoi, mit
malerischer Ankerbucht, über Levkas und den Inseln des Ionischen Meeres, bis die Anhöhen von Ithaka vor dem Bug aus der Kimm brachen.
Durch die Freundlichkeit der griechischen Bevölkerung und dem Wetter, sicher auch dem Ouzo fasziniert wirkte die Woche in blauem Wasser und unter blauem Himmel in manchmal einsamen Buchten viel zu
kurz und der Abschied von Korfu wurde etwas schmerzhaft.
Das nächste Unternehmen steht deshalb für die Crew der MK Oberursel schon fest, 2008 nach Martinique in die Karibik, diesmal für einen längeren Zeitraum.
2006
Unter Segel um Kap Hoorn
Bei einem gemütlichen Zusammensein stellten einige Kameraden der Marinekameradschaft Oberursel überrascht fest, dass man inzwischen alle Seegebiete, ob Atlantik, Südsee, Mittelmeer, Ost- und Nordsee, beruflich oder durch Freizeitsegeln abgeklappert hatte, es fehlt aber das für Seeleute berüchtigte Kap Hoorn. Schnell war man sich einig- das ist es! Wenn, aber nur unter Segel!
Die Großsegler, mit denen unsere Ahnen das berüchtigte Kap Hoorn gerundet haben, sind selten geworden, da aber der Vorsatz für das Unternehmen der Kap-Rundung getroffen war gab es kein zurück und tatsächlich fand sich, nach längerer Recherche ein Deutscher, besser ein Bayer, der vor einiger Zeit nach Chile ausgewandert war und jetzt am Ende der Welt mit seiner Segelyacht solche Expetitionen um das Kap Hoorn und auch bis in die Antarktis unternimmt.
Noch die Flüge gebucht und es ging ab in den südlichen Spätsommer von Feuerland, dem so genannten Ende der Welt – Fin del Mundo. Der Empfang in Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt, war entsprechend dem Ende der Welt, nass und kalt.
Nachdem der Seesack der drei Seeleute aus Oberursel, Jörg Lüders, Waldemar Winkler und Hermann Frey, auf der 15m Yacht verstaut waren, ging die Fahrt unter Führung des ortskundigen, chilenischen Skippers, Osvaldo Escobar Torres zur letzten, südlichsten Ansiedlung – Porto Williams.
Es ging wieder einmal eines der berüchtigten Sturmtiefs über Feuerland hinweg, so dass der Hafen für die Ausfahrt gesperrt wurde und an ein Auslaufen nicht zu denken war. Zwischen den Sturmtiefs gibt es immer wieder 1 bis 2 Tage ruhigere See und genau diese wurden genutzt um am 2.Liegetag vom Südlichsten Yachtclub der Welt, einem ehemaligen deutschen Kohledampfer, abzulegen und durch die zahllosen Kanäle Feuerlands mit seiner faszinierenden, wild romantischen Landschaft bis zu einer Bucht kurz vor Kap Hoorn zu segeln.
Am nächsten Tag wurde der Absprung gewagt, begleitet von Seehunden und Albatrosse wurde bei noch starker Dünnung das Kap unter Segel gerundet, gekrönt durch eine gekappte Flasche Sekt vor dem Kap Hoorn. Die starke Dünnung lies es leider nicht zu, dass man anlanden konnte, zumindest wurde eine Flaschenpost auf den Weg gebracht.
Nach 14 Tagen in einsamen Kanälen und zerklüfteten Buchten wurde eine große Abschiedspartie im Yachtclub von Porto Williams gegeben. Der Yachtclub entspricht sicher nicht dem hohen europäischen Standard, ein auf Grund sitzender Frachter, wobei auch bei Hochwasser die Bar schon mal unter Wasser steht. Dennoch konnten wir die Partie bei Rollkragenpullover und Gummistiefel durch die Übergabe des Kameradschaftswappens der MK Oberursel krönen. Das Wappen der MK ist an das Stadtwappen der Heimatstadt angelehnt, so ist die Stadt Oberursel nun auch in der fernsten menschlichen Ansiedlung, eben am Ende der Welt, zwischen vielen Souvenirs von Kap Hoorn -Fahrern und Weltumseglern würdig vertreten.
Es wären keine Seeleute gewesen hätten sie die Rückreise bis Santiago de Chile und dann Buenos Aires dazu verwendet alle bekannten Häfen und historischen Stätten der Segelschiffszeit zu besuchen wie Punta Arenas, Puerto Montt, Valdivia und Valparaiso.
Den Abschluss bildetet, wie sollte es auch anders sein, der Besuch eines Marinelokales „Hamburg“ in Valparaiso. Wolfgang Scheuber, ein deutscher Seemann hat sich hier niedergelassen und zwei große Lokale aufgemacht. Die Dekoration der Lokale überbietet bei weitem jedes Marinemuseum. Gäste aus aller Welt bringen maritime Erinnerungsstücke mit, also hängt auch inzwischen ein Wappen von Oberursel hier. Als Seemann und Freund ist der Inhaber des Lokals inzwischen Mitglied der Marinekameradschaft Oberursel und Auslandsvertretung derselben.
Die Marinekameradschaft hat nun in Ihren eigenen Reihen drei diplomierte Freizeit – Kap Hoorniers, gegenüber den Seeleuten früherer Zeiten, die Ihre Fahrten mit Mühsal, Entberungen, Krankheit und teilweise mit dem Leben bezahlten, sicher keine große Leistung, aber die Marinekameradschaft ist stolz darauf.